Solidarität kommt von Herzen und geht durch den Magen
Viele Akteure beteiligen sich Hand in Hand am System Tafel Ravensburg
Nicht nur in Zeiten spürbarer Preissteigerungen kommt der Ravensburger Tafel des DRK-Kreisverbands Ravensburg eine wichtige Bedeutung zu. Menschen, die finanziell weniger gut gestellt sind, können hier für den täglichen Bedarf einkaufen: für viele Tafelnutzerinnen und -nutzer eine Möglichkeit, ihren Geldbeutel zu entlasten.
Zahlreiche Menschen stehen vor der Ravensburger Tafel, dick eingepackt, ihre Gesichter mit Masken bedeckt. Sie warten. Um 15 Uhr öffnet am heutigen Tag die Tür. Sobald es so weit ist, zeigen die Kunden ihren Berechtigungsschein und ziehen jeweils eine Nummer. So wird der Einlass nach dem Zufallsprinzip organisiert. Pro Woche kaufen bis zu 150 Personen bei der Ravensburger Tafel ein. Drinnen herrscht eine angenehme, helle Atmosphäre. Die Ehrenamtlichen waren bereits emsig. Gemüse und Obst leuchten bunt in der neu gestalteten Auslage. Ein wohltuender Farbtupfer im trüben Winterlicht. In den Regalen sind haltbare Nahrungsmittel aber auch Kosmetikartikel einladend aufgereiht. Am Brotstand steht eine Verkäuferin parat.
Hand in Hand
Seit zwei Jahren leitet Walter Lehmann die Tafel mit Siegfried Müller als Stellvertreter an seiner Seite. Im Büro werden sie von Marianne Thiel unterstützt. Müller nimmt sich mit seinem technischen Verständnis vorwiegend der Themen im und um den Laden an, hat unter anderem die Obsttheke und Regale erneuert. Wenn der Preisauszeichner klemmt, hilft er mit einem Handgriff ebenso aus. Lehmann hingegen hält Kontakt zu den Lieferanten und versucht, neue zu gewinnen. Der ehemalige Kämmerer der Stadt Ravensburg und frühere DRK-Kreisvorstand ist auch Ansprechpartner für Spender. Geschäftsleute wie Privatpersonen unterstützen die Tafel mit – teils größeren – Einmalspenden. Andere spenden nach einer Bedarfsabfrage regelmäßig Nahrungsmittel. Reis, Nudeln oder Kaffee etwa sind oft Mangelware. Sie finden selten den Weg aus den Einkaufmärkten zur Tafel und müssen deshalb über die Aktion „Kauf eins mehr“ gespendet oder zugekauft werden.
Fast alles wie bisher
Zehn Tage hatte die Tafel beim Lockdown zu Beginn der Coronapandemie 2020 geschlossen. Rasch konnte nach und nach der Normalbetrieb aber wieder aufgenommen werden. Ein paar Neuerungen gab es aufgrund der Pandemie. Aus Sicherheits- und Hygienegründen dürfen nur noch drei Kunden gleichzeitig in den Laden. Beim Obst und Gemüse wird bedient. Einige ältere Ehrenamtliche haben sich aus dem Ehrenamt zurückgezogen, um sich selbst zu schützen. Der Zulauf von helfenden Händen war aber groß. Solidarität einerseits und Kurzarbeit andererseits machten es möglich. Einige sind der Tafel als Ehrenamtliche geblieben. „Das wollte ich schon immer machen“, erklärt eine von ihnen, die dem Aufruf des DRK nach Unterstützung folgte. Sie gehört inzwischen zum festen Stamm der rund 50 Ehrenamtlichen, die im Laden oder als Fahrerinnen und Fahrer aktiv sind. Lehman meint: „Alle suchen in der Gruppe den Kontakt und wollen was Vernünftiges tun.“
Viele Menschen werden erreicht
Die Tafel besitzt eine nicht zu unterschätzende Reichweite. Studiert man eine Übersicht, erkennt man, dass mit rund 150 Einkäufen durchaus über 400 angehörige Menschen versorgt werden. Damit für die fünf jeweils rund zweistündigen Einkaufstermine pro Woche genügend Waren vorhanden sind, sorgen viele unterschiedliche Sponsoren: von Discountern über Supermärkte bis hin zu Gärtnereien, Metzgereien und Bäckereien, aber auch Drogeriemärkte. Viele Akteure – von den Lieferanten, über die geschäftlichen und privaten Spender bis hin zu den Ehrenamtlichen – beteiligen sich Hand in Hand am System Tafel Ravensburg. Aus Solidarität zu benachteiligten Menschen und zu deren Wohl.