Partizipation von klein an macht Kinder stark
Ins Kinderhaus Bullerbü kommt in regelmäßigen Abständen eine externe Fachkraft zur Reflexion.
Die Kinder und Fachkräfte im Kinderhaus Bullerbü des DRK-Kreisverbands Ravensburg haben eine Verfassung entwickelt, die sie 2018 gemeinsam verabschiedeten. Um die gesetzlich verankerte Partizipation der rund 125 Kinder im Kindergartenalltag sicherzustellen, kommt in regelmäßigen Abständen eine externe Fachkraft zur Reflexion mit dem Team ins Haus.
Architektur unterstützt Fachlichkeit
Schon die Architektur des Gebäudes ist ein Glücksfall für die tägliche Arbeit: Das helle, großzügige Treppenhaus im Kinderhaus Bullerbü führt zu den einzelnen Bereichen. Die Kinder finden sich selbstständig im Haus zurecht. Aus den Räumen dringen die Stimmen der Erzieherinnen und natürlich Kinderlachen, das sich mit dem leisen Gequengel eines Kindes vermischt. Eine Erzieherin und ein Mädchen bestücken gemeinsam den Wochenplan. Mit Bildern und Symbolen machen sie für alle sichtbar, welche Aktivität oder Aufgabe wann und wo stattfindet, wer teilgenommen hat und wer teilnehmen will. Die Erzieherin sitzt auf dem Boden, die Tafel befindet sich nämlich auf Augenhöhe der Kinder: Transparenz macht ihre Partizipation möglich.
Der Blick von außen hilft
Im Alltag verliert man zwischen den Pflichten und Aufgaben schnell mal den Blick für Feinheiten. Die Sicht von außen ist daher hilfreich. Zur Reflexion kommt regelmäßig die externe Multiplikatorin ins Kinderhaus Bullerbü. Wie unlängst begleitet sie zwei Tage lang die Fachkräfte und Kinder in den Gruppen, macht Fotos und Videoaufnahmen unter anderem vom Freispiel, Schlafenlegen oder Anziehen. Ihre Einschätzung diskutiert sie mit dem Team.
Positiv-konstruktive Kritik
Selbst vermeintlich harmlose Verhaltensweisen und vor allem die Sprache bedürfen des besonderen Augenmerks. Fanny Oberrieder-Christin, die Leiterin des Kinderhauses Bullerbü, verdeutlicht: „Wie spreche ich mit den Kindern?“ So enthalte etwa „du darfst“ die Komponente von Macht. Dass ein Kind einen Stuhl für sich holt, könnte man ihm bei dieser gönnerhaften Wortwahl nämlich auch verbieten. Den morgendlichen Stuhlkreis bewertet die externe Pädagogin als positiv, gibt er doch jedem Kind Überblick und Orientierung für den Tag. Sie erinnerte die Fachkräfte daran, dass das Anliegen dabei immer sein muss, den Kindern mit transparenten Angeboten die Beteiligung zu ermöglichen.
Durch Vorbilder lernen
In einer demokratischen Atmosphäre lernen Kinder Mitbestimmung, Wertschätzung und eine Willkommenskultur, übernehmen sie von Vorbildern. „Wenn Kinder Respekt erleben, werden sie diesen auch weitertragen“, ist Fanny Oberrieder-Christin überzeugt. „Wir haben als Fachkräfte die Aufgabe, Kinder individuell zu begleiten und zu beraten, aber am Ende entscheiden sie selbst“, meint sie, die Fürsorgepflicht und den Schutzauftrag natürlich immer im Auge. Die fachliche Reflexion regt im Team außerdem eine positive wertschätzende Feedbackkultur an und stärkt sie. Vor allem neue Mitarbeitende im Team schätzen die Beratung durch die neutrale Person.
Gemeinsame Entscheidungen im Team
Mitbestimmung wird auch innerhalb des Teams großgeschrieben. Bei Neueinstellungen entscheiden nach einer Hospitation die Mitarbeitenden gemeinsam. Gewichtiger als erlerntes Fachwissen ist es, dass sich potenzielle Kolleginnen in die Kinder hineinversetzen können. Eine Grundlage für gelingende Partizipation.