Engagement im DRK-Rettungsdienst mit extremen Emotionen
Michael Topf ist als ehrenamtlicher Rettungssanitäter im Einsatz.
Es gibt Situationen, bei denen die wenigsten Menschen dabei sein wollen. Es gibt aber auch Menschen, die gerade in solchen Situationen ausdrücklich dabei sind: die Akteure des DRK-Rettungsdienstes. Zum DRK-Rettungsdienst Bodensee-Oberschwaben gehört auch Michael Topf, der ehrenamtlich als Rettungssanitäter im Einsatz ist. Außerdem ist er Ansprechpartner für die ehrenamtlichen Helfer und die Helfer vor Ort (HvO), aber auch für die Rettungsleitstelle, falls es Klärungsbedarf gibt.
Mehr als 3.500 Mal rückte der DRK-Rettungsdienst im Kreisverband Ravensburg allein im vergangenen Jahr aus. Die Wahrscheinlichkeit, dass Michael Topf mit an Bord war, ist hoch. Vom Unterzucker bis hin zum Herzinfarkt gibt es ganz unterschiedliche internistische Probleme, den Rettungsdienst zu rufen. „Verkehrsunfälle sind heute seltener an der Tagesordnung“, erläutert Topf. Allerdings: Wenn es kracht, dann sind damit oft größere Einsätze verbunden. „Das bedeutet Adrenalin pur für die Helfer.“ Topf macht jeden Monat zwei bis drei Wochenenddienste. Im Durchschnitt kommt er so auf 400 ehrenamtliche Stunden im Jahr. Eine 30-stündige jährlich vorgeschriebene fachliche Fortbildung inbegriffen. „Ich bin in der komfortablen Lage, dass meine Partnerin viel Verständnis aufbringt,“ erklärt der junge Familienvater. Ihm bleibt sogar Zeit für weitere Hobbys.
Einstieg über den Zivildienst
2003 leistete er seinen Zivildienst beim DRK. Danach ist er geblieben. Hat in den Semesterferien beim DRK gearbeitet und so sein Studentenbudget aufgebessert. Außerdem engagierte er sich ehrenamtlich im Bereitschaftsdienst. „Es hat mir einfach Spaß gemacht. Auch wenn man Sachen sieht, die man nicht gerne sehen will“, sagt der 38-Jährige. Das Ehrenamt beim DRK empfindet Michael Topf als Ausgleich zu seinem technischen Beruf als Entwicklungsingenieur. Er resümiert: „Es ist schön, Menschen zu helfen. Und im besten Fall verlässt man jemanden in einem besseren Zustand, als man ihn vorgefunden hat.“
Schnittstelle für mehrere Seiten
Michael Topf ist Ansprechpartner für die Ehrenamtlichen der Rettungswache Weingarten und deren Wachenleitung. Seit Anfang 2021 ist er auch Beauftragter für die rund 30 Helfer-vor-Ort-Gruppen (HvO) mit circa 200 Aktiven im DRK-Kreisverband Ravensburg. Zu seinen Aufgaben gehört in dieser Funktion unter anderem Fortbildungen für die Ehrenamtlichen zu organisieren sowie die Schnittstelle zu den Ehrenamtlichen im Kreisverband Ravensburg aber auch zur Leitstelle zu bilden.
Für beide Seiten steht er zur Klärung von Fragen oder Problemen zur Verfügung. Durch seine eigenen aktiven Einsätze kann er unklare Situationen gut einschätzen und beurteilen. HvO werden häufig bei Einsätzen von der Leitstelle mitalarmiert und können dann in kurzer Zeit in ihrem Wohn- oder Arbeitsumfeld Hilfe leisten. So überbrücken sie wertvolle Zeit, bis der Rettungsdienst eintrifft. Topf ist ebenfalls als HvO in seinem Wohnort aktiv und leistet rund 150 HvO-Einsätze im Jahr.
Professionelles Netz
Besonders bedrückend für die Einsatzkräfte können unter anderem Reanimationen sein, die ohne Erfolg bleiben. War die betroffene Person noch jung und womöglich die Ehefrau vor Ort, ist das für alle Beteiligten ausgesprochen belastend. Ehrenamtliche sowie hauptamtliche Einsatzkräfte können sich dann – ebenso wie Betroffene – an die Psychosoziale Notfallversorgung (PSNV) wenden. „Ich bin froh, dass es dieses Angebot für uns gibt“, sagt der DRK-Aktive. Sein Ehrenamt erfüllt Michael Topf offenkundig. Zu seinem Engagement gehören „extrem viele Emotionen“. Aber er sagt auch: „Man bekommt wahnsinnig viel zurück.“
Informationen: Ausbildung Rettungssanitäter
Voraussetzung für den Rettungssanitäter-Aufbaulehrgang ist der erfolgreiche Rettungshelfer mit 160 theoretischen Unterrichtseinheiten sowie 80 Stunden Praktikum. Darauf aufbauend beinhaltet der Rettungssanitäter-Kurs 80 Stunden an einer Lehrrettungswache, ein 80-stündiges Klinikpraktikum sowie 120 Unterrichtstunden an einer Rettungsdienstschule. Rettungssanitäter steuern neben Krankentransporten auch den Rettungswagen bei Notfalleinsätzen.