DRK-Beratungsstelle für Geflüchtete findet großen Zuspruch
Ausgesprochen bunt gemischt waren die Gäste, und derer waren es viele: Rund 70 Interessierte rückten zusammen bei der feierlichen Eröffnung der Beratungsstelle für geflüchtete Menschen des DRK-Kreisverbandes Ravensburg in der Kuppelnaustraße. Eine perfekte Symbolik für die zielgerichtete Zusammenarbeit der Politik, der freien Träger sowie der ehrenamtlichen und hauptamtlichen Mitarbeiter in der Flüchtlingsarbeit in Ravensburg in den vergangenen vier Jahren. Und – so der Wunsch aller Verantwortlichen – für die Zukunft.
Beeindruckend und mutig war die Schilderung von Mehmet: Der türkisstämmige Lehrer kam nach der Flucht mit seiner Frau und zwei kleinen Kindern vor 17 Monaten nach Ravensburg. Wie viele Lehrer, Polizisten, Ärzte musste auch er mit seiner Familie nach dem Putschversuch die Türkei verlassen. Aus Sicherheitsgründen durfte er nicht fotografiert werden. „Heute stehe ich vor Ihnen, was sehr wichtig für mich ist“, meinte er auf Englisch. Endlich habe er die Gelegenheit, sich bedanken zu können, für ein Leben in einem sicheren Land. „Ich bin frei, ich bin sicher.“ Er wisse immer, wo er hinkönne und was er brauche, auch dank der Einrichtungen wie etwa der Beratungsstelle für Flüchtlinge und der Freiwilligen, die ihn und andere unterstützen. Am Schluss sagte er: „Ich wünsche mir, dass Kinder, alte Menschen, Frauen, Männer in einer freien und sicheren Welt leben können.“
Beratungsstelle ganz zentral
Laut Dieter Meschenmoser, Präsident des DRK-Kreisverbandes, hat sich seit September 2015 in der Flüchtlingshilfe viel verändert, sowohl auf Landesebene als auch in den Kommunen wie Ravensburg. Menschen leben heute in Anschlussunterkünften oder privaten Wohnungen, viele gehen einer geregelten Arbeit nach. Daher habe auch das DRK Anpassungen vorgenommen. Früher fanden die Beratungen vor Ort in den Gemeinschafts- oder Privatunterkünften statt, heute zentral in der Kuppelnaustraße. Die Sozialarbeiter sind jetzt weniger auf der Straße und hätten mehr Zeit für die Menschen.
Räume bieten private Atmosphäre
Auch wenn es eng her ging bei der Eröffnung: Die Räumlichkeiten der Beratungsstelle sind großzügig, hell und freundlich. Die Teamleiterin Lena Jenter stellte den Gästen die Arbeit und die Räume vor, die seit Mitte Januar in Betrieb sind. Neben den Büros der vier Sozialarbeiterinnen und -arbeiter sowie der Ehrenamtskoordinatorin gibt es ein Wartezimmer, das von den Nutzern besonders geschätzt wird: Sie empfinden die Atmosphäre privater und ruhiger, als beim früheren Beratungssystem.
Subsidiarität: ein erfolgreicher Weg
Als Vertreter der Stadt Ravensburg sprach Stefan Goller-Martin, Amtsleiter für Soziales und Familie von einem bisherigen gelungenen Verlauf. In Ravensburg konnten in den vergangenen vier Jahren etwa 1000 geflüchtete Menschen begleitet werden. Viele Mitbürger und Institutionen würden daran mitwirken. Verändert habe sich, dass geflüchtete Menschen heute vor allem bei Übergängen Unterstützung bräuchten: vom Kindergarten in die Schule und von der Schule zur Ausbildung. Aber auch bezogen auf den Familiennachzug. Ein erfolgreicher Weg sei in Ravensburg das System der Subsidiarität, bei dem die öffentliche Hand etwa die Finanzierung übernehme und Träger der Wohlfahrt die Umsetzung der sozialen Arbeit.
Zusammengewachsen durch die Krise
Für DRK-Kreisgeschäftsführer Gerhard Krayss haben die Räumlichkeiten die Handschrift des Teams, das der Beratungsstelle außerdem das Gesicht gebe. Außerdem meinte er: „Manchmal braucht es Krisen.“ Die vergangenen Jahre haben aus seiner Sicht viele wichtige Netzwerke entstehen lassen.
Vize-Präsident des DRK, Prof. Dr. Jörg Wendorff von der Hochschule Ravensburg-Weingarten, der durchs Programm führte, begrüßte auch Studierende, die derzeit eine App entwickeln. Sie soll geflüchteten Menschen gezielt im Alltag helfen, Probleme zu lösen oder ihnen vorzubeugen.
Syrisches Rahmenprogramm
Mehrfach gedankt wurde bei der Veranstaltung den politischen, haupt- und ehrenamtlichen, aber auch betrieblichen Akteuren und nicht zuletzt der Vermieterin für die Überlassung der Räume. Neben Grußworten durfte aber auch die livegespielte syrische Gitarrenmusik nicht fehlen ebenso wie das frisch zubereitete syrische Buffet, das die Gäste bereits beim Programm mit seinem leckeren Geruch verführte. Während die Kinder sich an Glücksrad, Luftballons und Zuckerwatte erfreuten, besichtigten die Erwachsenen die Räume und kamen miteinander ins Gespräch.