Er saß einfach dabei und hörte zu
In allen Tätigkeitsbereichen ist das Deutsche Rote Kreuz auf ehrenamtliches Engagement angewiesen. Daher sind die Verantwortlichen beim DRK-Kreisverband Ravensburg froh über aktive junge Menschen, die in der Rotkreuz-Familie mitmachen. Zu ihnen gehört auch Hamza Sasa. Er kam als Flüchtling aus Syrien. In der Gemeinschaftsunterkunft Burachhalle hatte er den ersten Kontakt zum DRK-Kreisverband Ravensburg, der die Einrichtung betrieben hat. Auch wenn derzeit seine Ausbildung zum Fachinformatiker startet, wird er dem DRK in seiner freien Zeit treu bleiben. Für gelingende Einsätze hilft ihm die Ausbildung zum Rettungssanitäter, die er Ende August erfolgreich abgeschlossen hat.
Die Ausbildung zum Rettungssanitäter sei auch anstrengend gewesen. Das lag für Hamza Sasa aber in erster Linie an den lateinischen Begriffen. Der 21-jährige Syrer kam 2015 nach Deutschland und konnte zu dem Zeitpunkt kein einziges Wort Deutsch. Doch das änderte sich schnell und eine bestimmte Person war daran maßgeblich beteiligt: Alfred Bosch. Ein Vorbild nennt Hamza Sasa ihn. Er hat den damaligen DRK-Verantwortlichen für Flüchtlingshilfe in der Burachhalle kennen gelernt. Bosch regte an, dass Hamza Sasa doch mit zu den wöchentlichen Treffen kommen könnte. „Ich saß einfach nur am Tisch und habe nichts verstanden. Zum Beispiel was Bereitschaft war.“ Die Schilderung wird von einem Schmunzeln begleitet. Dennoch blieb er den Treffen all die Jahre eisern treu. Heute versteht er fast alles in Deutsch. Kürzlich hätten ihm junge Leute beim DRK gesagt, dass sie nicht gemerkt hätten, dass er Ausländer sei. Diese indirekte Anerkennung hat ihn gefreut. „Sie hat mir gezeigt, dass ich mich gut weiterentwickelt habe.“
Voller Einsatzfreude
In Syrien ging er bis zur elften Klasse in die Schule. Inzwischen hat er sein Abitur nachgeholt. „Das war ein Traum von mir.“ Hamza Sasa ergänzt nicht ohne Stolz: „Ich habe kein Jahr verloren.“ Beim DRK engagiert er sich seit 2016 ehrenamtlich. Er ließ sich ausbilden für den Sanitätsdienst und machte unlängst den Rettungssanitäter. Die anspruchsvolleren Aufgaben haben ihn gereizt. Beim DRK hat er viele Kontakte geknüpft und Freunde kennengelernt, die ihm wichtig sind. „Man fühlt sich gut, wenn man abends ins Bett geht, und man hat etwas Gutes gemacht,“ begründet er sein Engagement. Zu helfen war schon immer sein Faible. Schon in der Burachhalle sprang er als Dolmetscher für die Menschen ein, die kein Deutsch oder Englisch konnten. Auch beim Integrationsfachkurs in der Edith-Stein-Schule in der Nachbarschaft der Burachhalle hat er stundenweise beim Übersetzen geholfen. „Dann kam Alfred Bosch.“ Der ihn zu den besagten Treffen mitnahm.
Das Elternhaus ist zerstört
Hamza Sasa kam zunächst mit seinem Bruder nach Deutschland. Dieser wäre nach dem Beenden seines Studiums vom Militär für den Krieg eingezogen worden. Ein Grund für die Flucht. Hamza Sasa lebt mit seiner Familie hier, die ein paar Monate später nachziehen konnte. In Syrien hat er noch Tanten und eine Oma. Das Elternhaus ist zerstört. Was der junge Mann an Syrien vermisst, kann er schwer in Worte fassen. Das kaputte Elternhaus ist kein Ort mehr, nach dem er sich sehnen könnte. „Freunde vielleicht,“ meint er. Einige von ihnen sind ebenfalls in Deutschland. „Ich fühle mich in Deutschland zuhause.“
Wunsch nach gutem Leben
Er wünscht sich ein gutes Leben und ist bereit, selbst daran zu arbeiten und Einiges anzupacken: Vielleicht nach der Ausbildung doch noch ein Studium. Ursprünglich hätte er sich gerne für den gehobenen Polizeidienst qualifizieren lassen, was ohne deutsche Staatsbürgerschaft aber nicht möglich ist. Zu einem guten Leben gehört für Hamza Sasa generell: ein gutes Zeugnis, ein guter Job. Und seine Freizeit so zu nutzen, indem er anderen Menschen hilft. Und auf diese Weise an diejenigen etwas abzugeben von einem guten Leben, denen es nicht so gut geht.